Seit dem 1.
Januar 2008 unterscheidet das Obligationenrecht zwischen der
Eingeschränkten und der Ordentlichen Revision. Unternehmen müssen im
Rahmen der aufwendigeren Ordentlichen Revision geprüft werden, wenn es
sich um eine Publikumsgesellschaft handelt oder zwei der nachfolgenden
Kriterien überschritten werden: 10 Mio. Franken Bilanzsumme, 20 Mio.
Umsatz, 50 Mitarbeiter. Gleichzeitig hat der Gesetzgeber auch die
fachlichen Anforderungen an die Revisoren angepasst. Früher wurde eine
besondere fachliche Befähigung lediglich für die Prüfung von grösseren
Gesellschaften gefordert. Alle anderen Gesellschaften konnten von
Personen revidiert werden, die sich befähigt "fühlten".
Heute
unterscheidet das Gesetz zwischen zugelassenen Revisoren und
Revisionsexperten. Ordentliche Revisionen dürfen nur von Personen
durchgeführt werden, welche im Sinne des Revisionsaufsichtsgesetzes als
Revisionsexperten zugelassen sind. Eingeschränkte Revisionen erfordern
die Zulassung zum Revisor. Die Zeit der "Laienrevisionen" ist somit
vorbei (mit Ausnahme der Vereine, s. Beitrag
Inderbinen).
Erforderliche Ausbildung Diplomierte Wirtschaftsprüfer und
Wirtschaftsprüferinnen erfüllen die fachlichen Anforderungen der
Revisoren und Revisionsexperten ohne Einschränkung.
Diplomierte Steuerexperten, Treuhandexperten, Experten in
Rechnungslegung und Controlling, Ökonomen, Juristen, Fachleute in
Finanz- und Rechnungswesen sowie Treuhänder mit eidgenössischen
Fachausweis erfüllen mit einem einschlägigen Praxisjahr die fachlichen
Anforderungen für Revisoren. Für die Zulassung zum Revisionsexperten
müssen sie eine langjährige Berufserfahrung nachweisen können.
Ausbildungswege zum dipl. Wirtschaftsprüfer
Die
Ausbildung zum dipl. Wirtschaftsprüfer erfolgt im Rahmen eines
Expertenlehrganges an der Akademie der Wirtschaftsprüfer. Die
Studierenden verfügen in der Regel über einen Bachelor- oder
Masterabschluss einer Fachhochschule oder Universität. Der
Ausbildungsweg steht auch weiterhin jenen Berufsleuten offen, die über
einen Berufsabschluss und eine fachspezifische Weiterbildung
(Fachausweis für Treuhänder oder Fachausweis Fachmann Finanz- und
Rechnungswesen) verfügen. Die Tabelle gibt einen Überblick über die
wichtigsten Ausbildungswege.

Vier lehrreiche und intensive Jahre
Die neue, ab 2009 gültige Ausbildung zum dipl. Wirtschaftsprüfer ist
eine berufsbegleitende Ausbildung, welche in Etappen absolviert wird.
Universitäts- und Fachhochschulabgänger mit einem Bachelor-Titel, welche
2008 den Berufseinstieg bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
vollzogen haben, erleben derzeit die erste "busy season". Vom Mai bis im
September 2009 drücken sie an der Akademie die Schulbank und bereiten
sich intensiv auf die Modulprüfung Accounting & Finance vor.
Anschliessend folgt die zweite Praxisphase. Zwischen Mai und September
2010 besuchen sie wiederum die Akademie und lernen für die
Modulprüfungen Audit sowie Tax and Legal. Das theoretische Wissen haben
sie sich dann angeeignet. Es folgt die Ausbildung "on the job" unter
Anleitung von erfahrenen Berufsleuten. Im Frühjahr 2012 absolvieren die
Studierende das Modul Professional Judgement und können sich für die
praxisorientierte Diplomprüfung anmelden. Für Hochschulabgänger mit
einem Master-Titel verkürzt sich die Ausbildungszeit um ein Jahr.
Bei erfolgreichem Bestehen der Diplomprüfung dürfen die Absolventinnen
und Absolventen den geschützten Titel "diplomierte Wirtschaftsprüferin"
bzw. "diplomierter Wirtschaftsprüfer" tragen. Die Tür zu einer
beruflichen Karriere wird nun weit geöffnet!
Zusammenarbeit zwischen Fachhochschule und
Wirtschaftsprüfungsgesellschaften
Das Studium an der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule
Nordwestschweiz (FHNW) zum Bachelor of Science in Beriebsökonomie
(vormals Betriebsökonom FH bzw. Betriebsökonom HWV) ist eine
praxisorientierte Ausbildung.
Seit Herbst
2007 haben die Bachelor-Studenten an der FHNW die Möglichkeit, sich im
letzten Studienjahr ideal auf den Berufseinsteig bei einer
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sowie auf die Akademie der
Wirtschaftsprüfer vorzubereiten. Die FHNW bietet eine
Vertiefungsrichtung in Auditing an und ist für diese Zwecke mit den
Wirtschaftsprüfungsgesellschaften EY, KPMG und PWC eine in der
Fachhochschullandschaft einmalige Kooperation eingegangen. Die
Spezialisierung wird einerseits von den drei grossen
Wirtschaftsprüfungsgesellschaften finanziert, andererseits werden rund
50 Prozent der Vorlesungen von Experten der
Wirtschaftsprüfungsgesellschaften gehalten. Der Unterricht findet am
Standort Basel statt, wobei Studierende aus den Standorten Brugg und
Olten ebenfalls zugelassen sind. Die grosse Nachfrage nach diesen
Absolventinnen und Absolventen verdeutlicht ihre Berufs- und
Karrierechancen.
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