Region Basel / Themen 2009
  
 

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Philipp Hammel
 



dipl. Wirtschaftsprüfer
zugelassener Revisionsexperte Partner der TRETOR AG, Liestal Professor an der FHNW
Email: philipp.hammel@tretor.ch
 

 

 

    

  Der Weg zum "dipl. Wirtschaftsprüfer"

Theorie und Praxis eng verzahnt

Mit den neuen gesetzlichen Grundlagen zur Unternehmensrevision haben sich auch die Anforderungen an die ausführenden Revisoren geändert. Daran angepasste neue Ausbildungsgänge zielen auf grosse Praxisnähe auf Basis einer intensiven, theoretischen Ausbildung. Die Berufschancen sind vielversprechend
 

 
 

Seit dem 1. Januar 2008 unterscheidet das Obligationenrecht zwischen der Eingeschränkten und der Ordentlichen Revision. Unternehmen müssen im Rahmen der aufwendigeren Ordentlichen Revision geprüft werden, wenn es sich um eine Publikumsgesellschaft handelt oder zwei der nachfolgenden Kriterien überschritten werden: 10 Mio. Franken Bilanzsumme, 20 Mio. Umsatz, 50 Mitarbeiter. Gleichzeitig hat der Gesetzgeber auch die fachlichen Anforderungen an die Revisoren angepasst. Früher wurde eine besondere fachliche Befähigung lediglich für die Prüfung von grösseren Gesellschaften gefordert. Alle anderen Gesellschaften konnten von Personen revidiert werden, die sich befähigt "fühlten".

Heute unterscheidet das Gesetz zwischen zugelassenen Revisoren und Revisionsexperten. Ordentliche Revisionen dürfen nur von Personen durchgeführt werden, welche im Sinne des Revisionsaufsichtsgesetzes als Revisionsexperten zugelassen sind. Eingeschränkte Revisionen erfordern die Zulassung zum Revisor. Die Zeit der "Laienrevisionen" ist somit vorbei (mit Ausnahme der Vereine, s. Beitrag Inderbinen).

Erforderliche Ausbildung Diplomierte Wirtschaftsprüfer und Wirtschaftsprüferinnen erfüllen die fachlichen Anforderungen der Revisoren und Revisionsexperten ohne Einschränkung.
Diplomierte Steuerexperten, Treuhandexperten, Experten in Rechnungslegung und Controlling, Ökonomen, Juristen, Fachleute in Finanz- und Rechnungswesen sowie Treuhänder mit eidgenössischen Fachausweis erfüllen mit einem einschlägigen Praxisjahr die fachlichen Anforderungen für Revisoren. Für die Zulassung zum Revisionsexperten müssen sie eine langjährige Berufserfahrung nachweisen können.

Ausbildungswege zum dipl. Wirtschaftsprüfer

Die Ausbildung zum dipl. Wirtschaftsprüfer erfolgt im Rahmen eines Expertenlehrganges an der Akademie der Wirtschaftsprüfer. Die Studierenden verfügen in der Regel über einen Bachelor- oder Masterabschluss einer Fachhochschule oder Universität. Der Ausbildungsweg steht auch weiterhin jenen Berufsleuten offen, die über einen Berufsabschluss und eine fachspezifische Weiterbildung (Fachausweis für Treuhänder oder Fachausweis Fachmann Finanz- und Rechnungswesen) verfügen. Die Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Ausbildungswege.



Vier lehrreiche und intensive Jahre
Die neue, ab 2009 gültige Ausbildung zum dipl. Wirtschaftsprüfer ist eine berufsbegleitende Ausbildung, welche in Etappen absolviert wird. Universitäts- und Fachhochschulabgänger mit einem Bachelor-Titel, welche 2008 den Berufseinstieg bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft vollzogen haben, erleben derzeit die erste "busy season". Vom Mai bis im September 2009 drücken sie an der Akademie die Schulbank und bereiten sich intensiv auf die Modulprüfung Accounting & Finance vor. Anschliessend folgt die zweite Praxisphase. Zwischen Mai und September 2010 besuchen sie wiederum die Akademie und lernen für die Modulprüfungen Audit sowie Tax and Legal. Das theoretische Wissen haben sie sich dann angeeignet. Es folgt die Ausbildung "on the job" unter Anleitung von erfahrenen Berufsleuten. Im Frühjahr 2012 absolvieren die Studierende das Modul Professional Judgement und können sich für die praxisorientierte Diplomprüfung anmelden. Für Hochschulabgänger mit einem Master-Titel verkürzt sich die Ausbildungszeit um ein Jahr.

Bei erfolgreichem Bestehen der Diplomprüfung dürfen die Absolventinnen und Absolventen den geschützten Titel "diplomierte Wirtschaftsprüferin" bzw. "diplomierter Wirtschaftsprüfer" tragen. Die Tür zu einer beruflichen Karriere wird nun weit geöffnet!

Zusammenarbeit zwischen Fachhochschule und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften
Das Studium an der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) zum Bachelor of Science in Beriebsökonomie (vormals Betriebsökonom FH bzw. Betriebsökonom HWV) ist eine praxisorientierte Ausbildung.

Seit Herbst 2007 haben die Bachelor-Studenten an der FHNW die Möglichkeit, sich im letzten Studienjahr ideal auf den Berufseinsteig bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sowie auf die Akademie der Wirtschaftsprüfer vorzubereiten. Die FHNW bietet eine Vertiefungsrichtung in Auditing an und ist für diese Zwecke mit den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften EY, KPMG und PWC eine in der Fachhochschullandschaft einmalige Kooperation eingegangen. Die Spezialisierung wird einerseits von den drei grossen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften finanziert, andererseits werden rund 50 Prozent der Vorlesungen von Experten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften gehalten. Der Unterricht findet am Standort Basel statt, wobei Studierende aus den Standorten Brugg und Olten ebenfalls zugelassen sind. Die grosse Nachfrage nach diesen Absolventinnen und Absolventen verdeutlicht ihre Berufs- und Karrierechancen.